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Die Speisung der Fünftausend

Perikope 23. März 2020 in der Übersetzung von Johannes Lauten

Jesus wanderte in das Land jenseits des Galiläischen Meeres, in die Gegend von Tiberias, und es folgte ihm eine große Schar Menschen, weil sie die Geisteszeichen sahen, welche er an den Kranken vollbrachte. Und Jesus stieg hinauf auf den Berg und ließ sich dort nieder mit seinen Jüngern. Und es war nahe Passah, das Fest der Juden. 

Da erhob Jesus seine Augen und schaute, dass eine große Schar von Menschen zu ihm strebte, und er sprach zu Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit sie essen können? Das sagte er, um ihn zu erproben, denn er selbst wusste wohl, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: für zweihundert Denare Brot ist nicht genug für sie, selbst wenn jeder nur wenig nähme. Andreas, der selbst ein Jünger war, der Bruder des Simon Petrus, sprach zu ihm: Ein Knabe ist hier, der hat fünf Gerstenbrote und 2 Fische, aber was bedeutet das für so viele? Da sprach Jesus zu ihnen: Sorget, dass sich die Menschen auf der Erde niederlassen.

Es war viel grünes Gras in jener Gegend, und so lagerten sich etwa fünftausend Menschen. Da nahm Jesus die Brote, dankte, gab sie den Jüngern, und die Jünger gaben sie denen, die sich gelagert hatten; in derselben Weise gab er ihnen auch von den Fischen, so viel sie nehmen wollten.

Als sie nun gesättigt waren, sprach er zu den Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts umkomme. Und sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten; die waren bei dem Mahle übrig geblieben.

Da nun die Menschen das Geisteszeichen sahen, das Jesus vollbracht hatte, riefen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll. Als Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn zu ihrem König machen wollten, zog er sich wieder auf den Berg zurück; und er war allein.

Liebe Christengemeinschaft

Was sind schon fünf Gerstenbrote und zwei Fische im Anblick von fünftausend Menschen? Eine berechtigte Frage, die wir uns angesichts der großen Not und des vielen Leids auch heute wieder stellen können. Was ist schon das Wenige, das wir haben, gegenüber so viel, was gebraucht wird?

Im Evangelium erleben wir, dass das, was jetzt in diesem Augenblick greifbar ist, was uns in diesem Moment zur Verfügung steht, mehr als ausreichend ist.

So wenig es scheint, in Seine Hände gelegt und von Ihm zu Gott erhoben, voll des Dankes, wird aus dem Wenigen viel und weitreichende Nahrung.

Liebe Gemeinde, wenn wir unseren Blick auf das Weltgeschehen um uns herum lenken, dann mag in uns die Frage erwachen: und womit kann ich dienen, um etwas von all der Not und dem Leid zu wenden?

Wenn wir bereit sind dazu, das Kleine, Schwache und Wenige, was uns hier und jetzt zur Verfügung steht, wenn wir das hinopfern und in die Hände Christi legen, dann dürfen wir hoffen, dem geistigen Hunger unserer Welt ein wenig Brot zu werden.

Ja, so sei es.

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Ein Ahnen der Lebens-Todestat auf Golgatha erlangen

Georg Dreißig

Die Bilder der Kreuzigung und das Bild vom Samenkorn

Was auf Golgatha geschah, versuchen wir Jahr für Jahr neu zu fassen, und mit diesem Versuch stehen wir ganz im Einklang mit dem Willen des Engelsfürsten Michael. Er winkt uns, so hören wir es im Zeitengebet zu Michaeli, ihm zum höhern Ahnen der Lebens-Todestat auf Golgatha zu folgen, damit daraus Licht ins Erdenleben strömen kann. Um ein Ahnen handelt es sich dabei, d.h. um ein In-Beziehung-Treten zu einer Wirklichkeit und Wirksamkeit, noch ehe sie deutlich erkenn- und beschreibbar vor unserem Blick erscheint.

Ein entscheidendes Hindernis, das Geschehen auf Golgatha zu begreifen, ist, dass die Bilder, die die Berichte der Evangelien vor uns hinstellen, nur abbilden, was Menschen aus bösen Absichten Christus angetan haben. Nicht ins Bild tritt, was Christus selbst innerlich durchmacht und in welcher Weise er in der scheinbaren Ohnmacht dennoch der Handelnde und die Geschehnisse Leitende ist.

Für diese Seite des Geschehens hat Christus am Palmsonntag selbst ein überraschendes Bild gegeben. Johannes überliefert das Christuswort: Die Stunde ist gekommen, da der Sohn des Menschen verherrlicht werde. Ja, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn, das in die Erde versenkt wird, nicht erstirbt, so bleibt es allein. Erstirbt es aber, so trägt es viele Frucht (Joh 12,23 ff.).

Christus hat gewusst, was geschehen wird. Dreimal hat er angekündigt, dass ihm Leiden bevorstünden, beim dritten Mal sogar seine Kreuzigung vorausgesagt (Mt 20,19). Dennoch geht er nach Jerusalem, obwohl seine Jünger ihn davor warnen, mehr noch: Er fordert sogar auf, ihm zu folgen.

Christus weiß, dass ihn der schmachvolle Tod am Kreuz erwartet – und er spricht vom Säen. Seine letzten Worte am Kreuz „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30) unterstreichen, dass er in dem Bewusstsein stirbt, eine Tat zu tun, die ihm aufgetragen war, die er vollenden wollte und am Kreuz vollendet. (Auf heimliche Weise greift das Wort „vollenden“ übrigens den Hinweis auf die Saat wieder auf und ergänzt das von Christus gegebene Bild. Das griechische Wort teleo besagt ursprünglich, dass eine Ackerfurche bis ans Ende gezogen worden ist, bis zum Wendepunkt. Wenn alles vollendet ist, ist der Acker umgepflügt: Es kann gesät werden.)

Hier sei der Versuch unternommen, hineinzufühlen in das, was Christus im Sterben beabsichtigt und bewirkt, indem wir uns von seinem Bild vom Samen leiten lassen, der in die Erde versenkt werden und ersterben muss.

Wie Christus selbst in dem Geschehen darinsteht

Was werden wir selbst innerlich erleben, wenn unser eigener Tod unmittelbar bevorsteht? Die Erinnerungen, die angesichts des nahen Lebensendes in uns aufsteigen, fragen nicht mehr nach Zeit und Ort, sie sind alle gleichzeitig gegenwärtig: die Kindheitserlebnisse sind uns ebenso nah wie das, was gestern geschehen ist; ein farbenreiches Kaleidoskop von Orten, Erfahrungen, Gefühlen und Impulsen, was wir da in diesem Erdenleben zusammengesammelt haben und was unsere Seele nun ausfüllt. Insbesondere aber wird in uns lebendig, was wir mit Menschen erlebt haben, für die wir vielleicht eine besondere Verantwortung hatten: die Kinder, die Partner, die Freunde. Alles dies vergegenwärtigt sich, leuchtet wieder auf, und es ist ganz und gar erfüllt und durchtränkt von Empfindungen unterschiedlichster Art: Freude und Kummer, Dankbarkeit und Beglückung, Schuld und Scheitern. Über all diesem aber tönt das unfassbare, eherne „Nicht mehr“. Diese ganze Fülle, die du da eben erlebst, wirst du mit Notwendigkeit fahren lassen müssen in ein, zwei, drei Tagen.

Zu dem Gewesenen gesellt sich aber noch etwas ganz anders Geartetes: das Bewusstsein von den Möglichkeiten, die in all dem Wieder-Erinnerten geschlummert haben, die aber nur zum Teil verwirklicht, zum anderen Teil brach liegen gelassen wurden. Zum Vergangenen gesellt sich ein Empfinden dafür, was daraus hätte werden können, ein mögliches Zukünftiges, das es nicht mehr geben wird. Damit paart sich immer stärker die jetzt vergebliche Sehnsucht: Ach, könnte ich es doch noch zu Ende führen! Besonders schmerzvoll dürfte sein, dass wir das, was wir in den Beziehungen zu den mit uns verbundenen Menschen versäumt haben, jetzt als unabänderlich akzeptieren müssen.

Das Vergangene und das darin veranlagte Zukünftige, das unentfaltet in den Tod hineingeht, fließen im Jetzt des Sterbens zusammen, konzentrieren sich angesichts des eigenen Todes in einem Punkt. Wir können auch sagen: Ein ganzes Menschenleben zieht sich wie in ein Samenkorn zusammen. Ist das der Same, von dem Christus am Palmsonntag gesprochen hat? In welche Erde müsste es versenkt werden, um neues Leben entfalten zu können?

Was Christus im Sterben bewirkt

Was mag im Bewusstsein des am Kreuz Sterbenden gelebt haben?

Für Christus ist die Kreuzigung gar nicht das Ende, sondern der Wendepunkt seines Wirkens. Auch darin finden wir das Geheimnis des Samens wieder: Das scheinbare Ende bereitet ein neues Werden vor. Sein Sterben aber ist ein Menschentod. Er verflüchtigt sich nicht aus der Inkarnation, wie ein griechischer

Gott es getan hätte, und er verendet nicht wie ein Tier; er stirbt als Mensch mit

wachem Bewusstsein für das, was er da erleidet.

Es ist wohl nicht vermessen zu meinen, dass im Augenblick des Sterbens das Bewusstsein Christi sich weiterspannt als bis in die Jahre der Kindheit. Raum und Zeit, Weltenanfang und Weltenziel fallen ineinander, durchdringen einander in seinem Herzen. Im Augenblick der Kreuzigung ist das Herz Christi das Zentrum der Welt: Urbeginn und Ziel.

Die Evangelien beschreiben uns nicht, wie Christus die Orte, an denen er weilte, erlebt und was er davon in seiner Erinnerung getragen hat. Viele Einzelheiten aber hören wir von Menschenschicksalen, mit denen er sich verbunden und denen er oft eine neue Richtung gegeben hat. Wir können uns hineinfühlen, wie diese jetzt in seinem Bewusstsein wieder aufleuchten mögen: Maria Magdalena, die von sieben Dämonen Besessene, die ihn gesalbt hat, Judas, der ihn verraten hat, Petrus, der dem Diener des Hohenpriesters das Ohr abgeschlagen hat, die Ehebrecherin, die er ermahnt hat, nicht mehr zu sündigen, der Jüngling zu Nain, den er ins Leben zurückgerufen hat, Lazarus, der unter dem Kreuz steht … Wer wäre nicht in seinem Bewusstsein anwesend! Auch in seinem Sterben leuchten die gemeinsamen Begegnungen und Erfahrungen auf, damit verbunden auch all das, was als Möglichkeiten in diesen Menschenschicksalen veranlagt war, was ihnen durch Christi Hilfe möglich geworden war, und darüber hinaus das offen Gebliebene, nicht Erfüllte, das von Sehnsucht und vergebener Hoffnung Durchtränkte – und schließlich auch das, was sich im Tod als falsch, unwahr und ungut enthüllt.

Die ganze Saatenfülle konzentrierter Menschenschicksale trägt der Gekreuzigte in seiner Seele in dem Augenblick, da er im Sterben ganz und gar Mensch wird. Am Kreuz klingen diese Schicksale zusammen mit seinen Weltenzielen, jenen Zielen, die uns vor der Geburt den Impuls gegeben haben, ein Erdenleben anzutreten. Im Herzen des Gekreuzigten finden wir uns selbst wieder in dem Lebendigsten, das wir haben: unserer Teilhabe am Schöpferwerk Gottes.

Und nun können wir uns klar machen: Was im Bewusstsein dessen aufleuchtet, der da am Kreuz den Menschentod erleidet, sind im Gegensatz zu dem, was wir selbst im Sterben durchmachen werden, durchaus keine „Nicht mehr“-Erfahrungen. In seinem Herzensbewusstsein bleibt Christus mit all diesen Schicksalen über den Tod hinaus verbunden, und just die unerfüllten Sehnsüchte und Hoffnungen, die Versäumnisse und Abirrungen werden jetzt kostbar, denn sie bilden die offenen Stellen, die Keimpunkte, an denen Christus diese Menschensamen erreichen und sie mit seinem Hingabewillen und Diene-Mut, seiner Klarheit und Verantwortungsbereitschaft durchtränken kann, wie die Sonne mit ihrer Wärme die Saat durchtränkt. Dem „Nicht mehr“ des Todes stellt er eine stärkere Kraft entgegen:

die Kraft der Auferstehung. Die Erfahrung „Nicht Ich“ fließt hinein in die andere: „Christus in mir“.

Das Kreuz im Zentrum der Menschenweihehandlung

Wann findet die Menschenweihehandlung statt, die wir miteinander feiern? Wir können unsere Kalender und Uhren befragen, und sie werden uns eindeutige Antworten geben. Wir können aber auch empfinden, dass im Sakrament Zeit und Raum wie in einem heiligen Punkt zusammenströmen, in dem das Christusgeschehen ebenso gegenwärtig ist wie das, was wir in unserer Biografie gerade durchleben. Als Opfernde stehen wir wie im Sterben am Ende eines Werdens, fassen zusammen, was wir uns erworben haben, bereit, es hinzugeben. Wir tauchen in diesem Vollzug ganz bewusst in das Wesen und Wirken des auferstandenen Christus ein und handeln mit ihm.

Diese Vergegenwärtigung jederzeit und überall gilt auch für das Golgathageschehen selbst.

Im Zentrum der Menschenweihehandlung heißt es, „mit diesem Worte“ sei den Menschen das Göttliche wieder gegeben. Dieser Aussage gehen aber gar keine Worte, sondern Zeichen voraus: die drei Kreuze, die zur Weihe über die Substanzen Brot und Wein geschlagen werden. Am Kreuz gewinnt der Mensch wieder seinen Anteil am Göttlichen, weil Christus unser sterbendes – in diesem Zusammenhang können wir auch sagen: unser geopfertes – Wesen in sich aufnimmt und keimfähig erhält. Die Menschenweihehandlung nennt diese Keimkräfte, die von ihm ausgehen, das neue Bekenntnis und den neuen Glauben.

Das höhere Ahnen der Lebens-Todestat auf Golgatha, zu der Michael uns führen will, kann darin bestehen, dass wir uns immer wieder bekennend und glaubend durchdringen mit dem Wesen des Christus,  der sich in seinem Sterben nicht nur zeichenhaft, sondern wirksam zu uns bekennt und an uns glaubt, und dass wir zu fühlen versuchen, wie dieses Bekenntnis und dieser Glaube uns öffnen für seine Anwesenheit, die sonnenhaft in uns eindringt als in seine Saat und uns empfänglich und keimkräftig macht für das Gute.

Jedes Mal, wenn wir das Kreuzeszeichen schlagen, treten wir ein in das Golgathageschehen. Immer fallen da Ewigkeit und Augenblick, Raum und Zeit, Weltenfernen und Erdennähe zusammen im Jetzt: Jetzt ist es an der Zeit, hier soll es geschehen – durch mich, aber nun nicht durch mich, sondern durch den Christus in mir. Ich bin der Same, in dem die Christussonne Leben und Entfaltung wecken will und kann – im Tod, im Auferstehen.

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Geschichte für den Sonntag, 22. März

von Georg Dreißig aus dem Buch: Wenn ich ein König wär‘

Als in Nazareth das Brot ausgegangen war

Wenn die Felder im Herbst reiche Frucht getragen hatten und die Scheunen voll waren, dann freuten sich die Menschen, denn sie wussten, dass sie bis zum nächsten Sommer nicht würden hungern müssen. Wenn die Ernte aber mager war, dann schauten sie ernst drein, denn das hieß, dass sie im Frühjahr die Gürtel würden enger schnallen müssen.

Ein solches Jahr mit einer mageren Ernte lag hinter ihnen, als das Jesuskind fünf Jahre alt war. Über den Winter hatten die Kornvorräte gereicht. Aber nun gingen sie schnell zur Neige. Die Menschen aßen zwar nur noch ganz wenig Brot, aber auch das halft nur vorübergehend.

Wie aber sollte jemand seine Arbeit tun, wenn er nicht genug hatte, um sich satt essen zu können?

Auch bei Maria und Josef war der Hunger eingekehrt. Sie bemühten sich, dass wenigstens das Kind genügend Nahrung bekam. Aber eines Tages war kein Brot auf dem Tisch, und als der Knabe verwundert danach fragte, mussten sie ihm sagen, dass der letzte Kanten Brot aufgegessen sei. Vor dem Sommer würde es nun für sie kein Brot mehr geben.

Das Jesuskind, als es das hörte, stand einfach auf und sagte: „Wenn wir kein Brot haben, will ich es vom Bäcker holen.“

Betrübt sahen ihm seine Eltern nach. Sie wussten, dass auch der Bäcker in diesen Zeiten nichts zu verschenken hatte.

Das Jesuskind trat in das Haus des Bäckers, als der eben Teig geknetet hatte. War das eine armselig kleine Schüssel, die da vor ihm stand! Er schaute auf, als der kleine Junge grüßend zu ihm trat, und runzelte fragend die Stirn.

„Bist du etwa zum Betteln hergeschickt worden?“, fragte er brummig.

Das Jesuskind aber schüttelte den Kopf, blickte ihn ganz freundlich an und erwiderte: “Lass mich auch so einen Brotlaib formen, wie du es tust. Und wenn du Brot übrig hast, so will ich es gern meinen Eltern bringen.“

So ein verspieltes Kind, dachte der Bäcker, was weiß es von der Not, in der wir leben. Er nahm etwas von dem Teig und reichte es dem Knaben. Ach, war das wenig. Nicht einmal ein Brötchen hättet ihr daraus formen können. Das Jesuskind aber war ganz zufrieden mit dem, was es erhalten hatte. Eifrig formte es ein kleines Brot, ritzte ein winziges Kreuz hinein und reichte es dann dem Bäcker. Der hatte inzwischen selbst drei Brote geformt und steckte sie gerade in den Ofen. Das kleine Kinderbrot legte er daneben.

„Das wird bald fertig sein“, sagte er. „Warte hier. Du kannst es gleich wieder herausziehen. Und dann kannst du es mitnehmen.“

Das Jesuskind nickte nur und hockte sich erwartungsvoll vor den Ofen.

Als der Bäcker aber nach einer kurzen Weile den Ofen öffnete, sah er zu seinem Erstaunen, dass das kleine Brot des Jesusknaben zu einem mächtigen Laib aufgegangen und so groß geworden war, dass es die anderen drei Brote zur Seite gedrängt hatte.

„Wenn du magst, kleiner Bursche“, sagte er verwundert, „dann komm öfter zu mir, um mir zu helfen, die Brote zu formen.“

Das tat das Kind gern. So ging dem Bäcker in der Not das Brot nicht aus und er konnte auch denen schenken, die Mangel litten.

***

Anregung: Zusammen mit den Kindern Brot backen und vielleicht in eine besondere Form bringen (Kreuz, Lemniskate, o.Ä.)

Zum Beispiel aus süßem Hefeteig: 400g Mehl, 100g Butter, 1 Ei, 50g Zucker, ein wenig Salz, 20g Hefe (oder eine Packung Trockenhefe), Milch nach Bedarf, abgeriebene Schale von Orange oder Zitrone, evtl. etwas Zimt

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Geschichte für den Sonntag, 15. März

von Georg Dreißig aus dem Buch: Wenn ich ein König wär‘

Als der Winter nicht weichen wollte

Im Herbst hatte das Jesuskind der Mutter Maria eifrig im Garten geholfen, hatte die Erde schön locker gemacht und sich ein Beet angelegt, in das er Samen und Blumenzwiebeln säte. Den Winter über hatten sie den Garten ruhen lassen und sich auf das Frühjahr gefreut. Aber in jenem Jahr schien die Winterkälte gar nicht mehr weichen zu wollen. So lagen die Felder und die Beete weiterhin nackt und bloß da, und kein einziges grünes Spitzchen wagte sich hervor.

Nun erinnerte sich auch das Jesuskind wieder an die Samen und Blumenzwiebeln in seinem Beet und wollte schauen, was sie machten. Wie enttäuscht aber war der Knabe, als er feststellen musste, dass auch auf seinem Beet noch nichts wachsen wollte. Traurig erzählte er es der Mutter Maria, die drinnen in der Stube saß und nähte.

Die Mutter nahm das Kind in den Arm und tröstete es. „Wenn bald die Sonne kommt und der Erde ihre Wärme schenkt, dann sollst du sehen, wie die Blumen auf deinem Beet wachsen werden. Hab nur noch ein wenig Geduld“, sagte sie.

Dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.

Der Knabe hatte seiner Mutter aufmerksam zugehört. Jetzt lief er wieder hinaus. Und was meint ihr wohl, was er da tat? Er hockte sich vor seinem Beet nieder und begann, auf die kalte Erde zu hauchen, wie sein Vater sich auf die kalten Hände hauchte, wenn er von der Arbeit heimkam.

Seine Mutter sah ihn lange dort hocken und wunderte sich, was er da wohl trieb. Endlich ging sie ihm nach.

„Was machst du denn da, Jesus?“, frage sie.

„Ich bin die Sonne“, erwiderte der Knabe eifrig, „ und schenke der Erde meine Wärme, dass die Blumen wachsen können.“

Sprach’s und hauchte fleißig weiter.

„Du Schelm“, rief die Mutter Maria, „meinst du wirklich, du kannst es gerade so gut wie die Sonne?“

Das Kind nickte ernst. Maria streichelte ihm über die Haare. Sie mochte ihn in seinem Eifer nicht enttäuschen. Allein, was war das bisschen Kinderwärme gegenüber der Eiseskälte des Winters!

Am nächsten Morgen konnte es das Jesuskind kaum erwarten, in den Garten hinauszukommen. Und denkt euch: Auf dem Beet des Jesuskindes zeigten sich grüne Spitzen, und auch auf den übrigen Beeten hatte es zu sprießen begonnen.

„Du kleiner Sonnenknabe“, sagte Maria staunend, als sie es sah, „wer hätte das gedacht.“

Tatsächlich konnte man in den folgenden Tagen den Eindruck gewinnen, dass die Sonne in das Gärtchen von Maria und Josef Einzug gehalten hatte. Während ringsumher immer noch die Winterkälte regierte, begannen dort schon die ersten Frühlingsblüten zu schwellen.

Nur einer wunderte sich kein bisschen darüber: der Jesusknabe.

Der klatschte nur jubelnd in seine kleinen Hände und freute sich, dass es ihm gelungen war, den Winter aus dem Garten zu verjagen.

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Vater Unser, Credo, Perikopen

Das Vater Unser

Vater unser
              Der du bist in den Himmeln

Geheiliget werde Dein Name
              Dein Reich komme zu uns

Dein Wille geschehe
              wie oben in den Himmeln
              also auch auf Erden.

Unser alltägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schulden
              wie wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung
              sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft
            und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Das Credo

Ein allmächtiges geistig-physisches Gotteswesen ist der Daseinsgrund der Himmel und der Erde, das väterlich seinen Geschöpfen vorangeht.

Christus, durch den die Menschen die Wiederbelebung des ersterbenden Erdendaseins erlangen, ist zu diesem Gotteswesen wie der in Ewigkeit geborene Sohn.

In Jesus trat der Christus als Mensch in die Erdenwelt.

Jesu Geburt auf Erden ist eine Wirkung des Heiligen Geistes, der, um die Sündenkrankheit an dem Leiblichen der Menschheit geistig zu heilen, den Sohn der Maria zur Hülle des Christus bereitete.

Der Christus Jesus hat unter Pontius Pilatus den Kreuzestod erlitten und ist in das Grab der Erde versenkt worden.

Im Tode wurde er der Beistand der verstorbenen Seelen, die ihr göttliches Sein verloren hatten.

Dann überwand er den Tod nach dreien Tagen.

Er ist seit dieser Zeit der Herr der Himmelskräfte auf Erden und lebt als Vollführer der väterlichen Taten des Weltengrundes.

Er wird einst sich vereinen zum Weltenfortgang mit denen, die er durch ihr Verhalten dem Tode der Materie entreißen kann.

Durch ihn kann der heilende Geist wirken.

Gemeinschaften, deren Glieder den Christus in sich fühlen, dürfen sich vereinigt fühlen in einer Kirche, der alle angehören, die die heilbringende Macht des Christus empfinden.

Sie dürfen hoffen auf die Überwindung der Sündenkrankheit, auf das Fortbestehen des Menschenwesens und auf ein Erhalten ihres für die Ewigkeit bestimmten Lebens.                        

Ja, so ist es.